Zoom auf die Synästhesie

17/11/2022

Manche Menschen berichten, dass sie Töne spüren oder eine Farbe mit bestimmten Buchstaben verbinden. Andere können Musikstücke in wunderschöne Gemälde umwandeln ... Zoom auf diese seltsame Erscheinung namens Synästhesie.

Es handelt sich um ein nicht pathologisches Hirnphänomen, das 4–6% der Bevölkerung betrifft. Synästhesie äußert sich in der Regel bei jedem Menschen auf unterschiedliche Weise, wird aber definiert als die Verbindung eines bestimmten Reizes mit einer zusätzlichen Sinneswahrnehmung. Ihr Name ist eine Kombination aus den altgriechischen Wörtern für Verbindung „syn“ und Empfindung „aesthesis“. Dieses Phänomen ist seit langem bekannt, so verband beispielsweise Isaac Newton 1704 Musiknoten mit den Farbtönen des Farbkreises, und die erste medizinische Beschreibung eines Falles von Synästhesie wurde 1812 von Oliver Sacks vorgenommen.

Bis heute wurden mehr als 60 verschiedene Arten von Synästhesie dokumentiert, die Assoziationen zwischen den Sinnen Geschmack, Hören, Sehen und Riechen beinhalten. Einige sind jedoch häufiger anzutreffen und wurden daher am häufigsten untersucht: die Graphem-Farb-Synästhesie, eine Assoziation zwischen Farben und Zahlen oder Buchstaben (64% der Synästheten), das Farbhören (15%) und räumliche Sequenzen. Diese Art der Synästhesie wird durch die Assoziation zwischen einer Reihe von z. B. Zahlen oder Buchstaben und einer bestimmten räumlichen Anordnung definiert (10–15% der Synästheten).

Aber worauf ist dieses Phänomen zurückzuführen? Studien haben gezeigt, dass genetische Faktoren wichtig wären und anatomisch-funktionelle Faktoren definieren könnten, die an der Synästhesie beteiligt sind. Das neurobiologische Substrat der Synästhesie ist noch wenig bekannt, aber es wurden zwei Haupthypothesen aufgestellt: Die eine geht davon aus, dass strukturelle Besonderheiten beteiligt sind, und die andere, dass Synästheten Verbindungen mit funktionellen Besonderheiten zwischen den Hirnarealen haben. Hinzu kommen Umwelt- und kulturelle Faktoren. Es gibt noch viele Grauzonen, aber ein besseres Verständnis dieses Phänomens wird unbestreitbar zu einem besseren Verständnis der normalen Kognition führen.